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Was können wir bei Kommunikationsproblemen tun?

Du hörst mir ja nicht zu – du sagst ja nichts! Paardynamiken

Immer wieder wenden sich Paare an die Beratungsstelle mit der Anfrage, wie sie die Dauerstreitereien um banale Begebenheiten abstellen können. Es ginge meistens um nichtige Anlässe, die dann zu einem heftigen Streit führen. Diese Auseinandersetzungen liefen dann immer nach demselben Muster ab, nur wissen die Paare nicht, wie sie aus diesem Teufelskreis herauskommen können.

In einer Studie zeigte sich, dass Partner angeben, vor allem mit dem Gesprächsverhalten des anderen unzufrieden zu sein (Konrad, 2016). Die Paartherapeutin Sandra Konrad bestätigt, dass für viele Paare Vorwürfe, Anschuldigungen, Rechtfertigungen und Schuldzuweisungen alltäglich sind, die dann zu einer Abwärtsspirale aus Abwertungen oder demonstratives Schweigen führen, statt eine Klärung herbeizuführen. Die Paare reden zwar miteinander, finden aber keine konstruktive Art im Umgang miteinander. Die Kommunikation im Paar spielt eine Hauptrolle für eine gute Beziehung, denn „verstanden zu werden, ist das schönste Gefühl der Welt“, so Konrad.

Gesprächstraining, um Gesprächsführung zu erlernen, kann helfen, erweist sich aber als nicht ausreichend, um ein tiefergehendes Verständnis füreinander zu entwickeln. Dagegen wirkt Offenheit bzw. sich dem anderen zeigen und von sich sprechen positiv auf die Atmosphäre im Gespräch. Dabei meint Offenheit nicht, alles von sich preisgeben zu müssen, sondern das anzusprechen, was einem wichtig ist, um den anderen daran teilnehmen zu lassen.

Wenn ein Partner sich dem anderen mitteilt, wünscht er sich natürlich ein offenes Ohr, Verständnis und Zuwendung vom Zuhörer.

Eine Studienreihe aus Kanada zeigt, dass selbst-unsichere Menschen eher das Gefühl haben, von ihrem Lebensgefährten wenig Aufmerksamkeit in diesen Momenten zu bekommen und sich in der Folge im Stich gelassen fühlen (Cortes, Wood, 2018). Das Ergebnis zeigte: Je niedriger das Selbstbewusstsein eines Partners ist, desto weniger fühlt er sich vom anderen unterstützt und aufgefangen, wobei der Unsichere aber an diesem Mangel mitbeteiligt ist. Denn er neigt dazu, in seinen Schilderungen zu über- oder untertreiben; häufig deutet er sein Problem nur an, in der Hoffnung, dass der andere nachfragt statt von sich aus alles zu erzählen. Die Partner haben ihrerseits häufig das Gefühl, ihre Unterstützung sei nicht gefragt, da sich der Unsichere meist enttäuscht zurückzieht oder es entsteht das Gefühl, „es wird schon nicht so schlimm sein“, wenn die Erzählung übertrieben wirkt.

Wenn Paaren diese Dynamik in der Beratung bewusst wird, haben sie die Möglichkeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Sandra Konrad: Liebe machen. Wie Beziehungen wirklich gelingen. Piper, 2016.

John M. Gottmann: Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe. Ullstein, 2002.

Kassandra Cortes, Joanne V. Wood: Is it really “all in their heads“? How self-esteem predicts partner responsiveness. Journal of personality, 2018.

Autor/Autorin: CM

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